Zeit: 11. Januar, 2023
Zeit: 18:00h
Ort: Aula am Campus, Universität Wien
Vorstellung des neuen Buches von Thilo Diefenbach.
Mit diesem Buch legt Thilo Diefenbach ein Panoptikum der taiwanischen Literaturen vor – das erste überhaupt in einer westlichen Sprache. Die Anthologie setzt mit Beispielen aus der mündlichen Überlieferung ein, d.h. mit Legenden, Märchen und Sagen der Ureinwohner, aber auch jenen der Einwanderer aus China, die ab dem 17. Jahrhundert vermehrt nach Taiwan kamen. Darauf folgt die frühe schriftlich festgehaltene Literatur: Eine Dichtung, die sich formal durchweg an den klassischen Mustern der chinesischen Tradition orientierte, aber inhaltlich zunehmend eigene Züge aufwies, etwa in der Beschreibung der Landschaften und der Ureinwohner Taiwans. Weitere Texte belegen, wie Anfang des 20. Jahrhunderts die literarische Moderne Einzug in Taiwan hielt, wobei nicht nur China, sondern auch Japan und christliche Missionare eine Rolle als Vermittler spielten. In diesem Zeitraum machte sich die Mehrsprachigkeit Taiwans auch im Schriftbild bemerkbar: sinitische Schriftzeichen, japanische Silbenalphabete und lateinische Buchstaben wurden parallel verwendet. Politische Zwangsmaßnahmen unter der japanischen Herrschaft (1895–1945) ebenso wie unter dem Kriegsrecht, das die Regierung der Republik China bis 1987 über Taiwan verhängte, verhinderten lange Zeit eine freie Entwicklung der Literatur und auch der in Taiwan gebräuchlichen Sprachen. Dass dennoch interessante Werke erscheinen konnten, will dieser Band mit weiteren Textbeispielen belegen. Erst seit dem Beginn der Demokratisierung in den späten 1980er Jahren können sich Literatur und Sprachen wieder frei entfalten.
Die über hundert Beiträge in diesem Buch sind aus vier Sprachen übersetzt (Mandarin, klassisches Sinitisch, Japanisch, Taiwanesisch) und durchweg ausgiebig kommentiert. Es gewährt somit einen tiefen Einblick in die sprachliche, formale und inhaltliche Vielfalt der taiwanischen Literaturen.
Ein Panoptikum der Literaturgeschichte Taiwans – zum ersten Mal überhaupt in einer westlichen Sprache: Angefangen von den mündlichen Überlieferungen über die frühe Dichtung in klassischen Formen und die Anfänge der modernen Literaturen bis hin zu Erzählungen aus jüngster Zeit; übersetzt aus vier Sprachen und ausgiebig kommentiert.
Thilo Diefenbach studierte Germanistik und Sinologie in Frankfurt, Promotion 2004 an der Universität zu Köln. Zahlreiche Aufenthalte in Taiwan, Japan und China. Seit Jahren Mitarbeiter der “Hefte für ostasiatische Literatur” und der Hamburger Zeitschrift “Asien”. Bislang drei Bücher zu Taiwan – neben den beiden Anthologien noch der Band “Gedanken in Weiß. Gedichte aus Taiwan” (2019), in dem der Dichter Cheng Chiung-ming vorgestellt wird.
Auf den Vortrag folgt ein Q&A mit Shieh Jhy-Wey, Repräsentant Taiwans in Deutschland. Im Anschluss laden wir zu einem Buffet ein.
Um Anmeldung wird gebeten!